Mittwoch, 30. Januar 1980

Rechtsradikale Gruppe verboten

Politik: Bundesinnenminister Gerhart Baum verbietet die "Wehrsportgruppe Hoffmann" als "Verein mit verfassungsfeindlicher Zielsetzung. Nach dem Verbot wurden bei Hausdurchsuchungen nach offizieller Angabe in drei Bundesländern 18 Lastwagenladungen an Material beschlagnahmt. Darunter befanden sich z. B. Propagandamaterial und Stahlhelme, aber auch Waffen wie Karabiner, Pistolen, Munition für diese Waffen, Bajonette und Handgranaten.

Die Wehrsportgruppe Hoffmann ist  terroristische Vereinigung neonazistischer Prägung. Sie ist die bislang größte und bekannteste der in der Bundesrepublik aktiven rechtsextremen Wehrsportgruppen (WSG).
1973 gründete Karl-Heinz Hoffmann die nach ihm benannte Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG). Als „Hauptquartier” der WSG diente das Schloss Ermreuth bei Neunkirchen am Brand, das Hoffmann gehörte.

Die Wehrsportgruppe Hoffmann trat erstmals ab dem folgenden Jahr öffentlich in Erscheinung. So übernahmen die Mitglieder beispielsweise den Saalschutz für die NPD und die DVU. In mehreren Orten, so unter anderen in Tübingen oder Hamburg, kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Ordnern der WSG Hoffmann - zum Teil unterstützt von der Wiking-Jugend und dem ebenfalls rechtsextremen Hochschulring Tübinger Studenten - einerseits, und antifaschistischen Gegendemonstranten andererseits. In deren Folge wurden z. B. in Hamburg mehrere Gegendemonstranten verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Die WSG Hoffmann entwickelte sich rasch zur größten deutschen Wehrsportgruppe, die im gesamten Bundesgebiet Zweigstellen unterhielt, und der etwa 440 militante Rechtsextremisten angehört haben sollen. Unter anderem soll ein Mitglied der WSG die Befreiung des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß aus dem Kriegsverbrechergefängnis Berlin-Spandau geplant haben. Die WSG Hoffmann hatte Vorbildcharakter für andere ideologisch ähnlich ausgerichtete Gruppen, wie beispielsweise die von Michael Kühnen ins Leben gerufene Wehrsportgruppe Werwolf.

Ein Mitglied der WSG Hoffmann, Gundolf Köhler, verübte acht Monate nach dem Verbot der Gruppe, am 26. September 1980, einen Bombenanschlag auf das Münchner Oktoberfest, bei dem 13 Menschen, darunter Köhler selbst, getötet und über 200 zum Teil schwer verletzt wurden. Eine unmittelbare Beteiligung von Hoffmann und anderen WSG-Mitgliedern konnte zwar nicht nachgewiesen werden, doch hatte Köhler in diesem Umfeld seine ideologische und technische Ausbildung erhalten.


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